Eine Alpentransitbörse - Handel mit Passagerechten in einer ökologisch besonders sensiblen Region

Die Alpentransitbörse ist ein Instrument, das die Schweizer NGO „Alpen-Initiative“ vorschlägt, um den Straßengüterverkehr über die Alpen zu reduzieren. Im Prinzip könnte sie alpenweit auf den besonders stark belasteten Transitstraßen eingeführt werden. Als Feinsteuerungsinstrument kann sie Schwerverkehrsabgaben, Lkw-Mauten oder eine Tunnelgebühr ergänzen.

Auch für Deutschland könnte eine ATB (so die offizielle Abkürzung) interessant werden, nämlich für die Strecke Rosenheim – Verona, für die berühmt-berüchtigte Brenner-Transitstrecke also.

Die Alpentransitbörse funktioniert ähnlich wie der CO2-Emissionshandel:

Für die einzelnen Pässe definiert die Politik die jeweils erwünschte Verkehrsmenge, wobei ökologische Zielvorgaben die Menge limitieren. Den Rest soll der Markt erledigen. Die erlaubten Fahrten können beispielsweise auf einer Börse im Internet versteigert werden. Nur wer eine Transitbewilligung vorweisen kann, darf seinen LKW dann über den entsprechenden Alpenübergang steuern. Der Preis für die Bewilligung wird sich auf einem Niveau nahe demjenigen des Schienentransportes ansiedeln. Sobald der Preis höher wird, ist es dann günstiger, die klimafreundlichere Bahn zu benutzen. Da die Versteigerung über Internet stattfindet, ist sie für alle zugänglich, eine Diskriminierung findet nicht statt. Die Bewilligungen werden täglich versteigert, Anders als beim Emissionshandel findet die Zuweisung nicht jährlich, sondern täglich statt. Das macht die Alpentransitbörse zu einem flexiblen Instrument, das auch von solchen Unternehmen genutzt werden kann, die nur sporadisch auf den Straßen unterwegs sind.

ATB in Deutschland

In Deutschland ist die Alpentransitbörse noch kaum bekannt. Zumindest der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat aber in seinem Sondergutachten „Umwelt und Straßenverkehr“ (2005) die Alpentransitbörse bereits ausdrücklich erwähnt:

“In Bezug auf besonders sensible Berggebiete, wie etwa die Alpen, erachtet der SRU auch die von der Alpeninitiative vorgeschlagene Alpentransitbörse als eine erwägenswerte Alternative zu einem entsprechenden Zuschlag auf die LKW-Maut. Hierbei werden (...) die erlaubten LKW-Fahrten durch die Alpen limitiert und (...)versteigert, so dass die ökologischen Zielvorgaben mit den geringstmöglichen volkswirtschaftlichen Kosten erreicht werden können. Bis zur Implementationsfähigkeit eines solchen Systems wären allerdings noch zahlreiche Detailfragen zu klären, so dass hier noch entsprechender Forschungsbedarf besteht.“ (SRU, S.236)

Einige Studien haben seitdem weitere Antworten auf offene Fragen gegeben. Es lohnt sich auch für Deutschland, dieses Instrument zu diskutieren und ggfs, selber einzuführen.

Das Bündnis LSVA für Europa unterstützt die Einführung einer Alpentransit-börse. Wir schlagen vor, dass eine solche Börse auf der Strecke Rosenheim-Verona baldmöglichst eingeführt wird, um das Instrument auf der alpenweit am dichtesten befahrenen Transitstrecke zu erproben.

Weitere, detaillierte Informationen zur Alpentransitbörse gibt es auf der homepage der Alpen-Initiative, die das Konzept maßgeblich entwickelt und vorgeschlagen hat.

http://www.alpentransitboerse.ch/d/ATB_Facts.asp